Review: Schneeweiß und Russenrot
„Keine Macht den Drogen!“
Diese Kampagne scheint Dorota Mastowska untergraben zu
wollen. In ihrem Debütroman erscheinen Drogen diejenige Substanz bzw. das
Allheilmittel für Probleme aller Art ob nun mit der Exfreundin, Selbstzweifel
zu untergraben zu verdrängen. Drogen sowohl legal als auch illegal sind immer
präsent. Obgleich die Autorin wohl im Stande ist kreativ mit Sprache umzugehen,
der vielseitige Einsatz von Neologismen beweist dies, kann diese Kreativität
wenig gewürdigt werden. Der Starke hat „Dünnschiss im Hirn“ und wünscht, dass
seine Exfreundin, die „Schlampe“ die immer „mit Speed vollgefressen“
„verreckt“.
Doch auch Magda steht dieser Salve an Liebenswürdigkeiten in keinster Weise nach.
Obwohl der Starke sie ins Krankenhaus gebracht hat, stellt sie ihn als „
psycheopysiotisch behinderten Bruder“ vor der „mit Down“ eigentlich nicht fähig
ist alleine zu sein.
„Das Luder“ in den Augen des Starken „kriegt was ab,
Dresche“
Nicht allein Magda und der Starke scheinen seltsamerweise
von dieser Vulgärsprache besessen. Auch im Zusammenhang mit Angelas erstem
Drogenkonsum und ihrem anschließenden gesundheitlichen Zusammenbruch sieht sich
Andrzej in „fataler Scheiße“, da sie „ihr Steißbein, ihren Scheißstein
ausgekotzt“ hat und er jetzt ohnehin keine Lust mehr hat mit ihr zu schlafen.
Er kommt in all seinen Überlegungen nicht umhin sich zu fragen ob Angela
überhaupt, so mager mit „knochigem Arsch“ wie sie ist „eine richtige Möse aus
Fleisch und Blut“ hat oder ob er sich „wund scheuert.“ Die Sprache wirkt an manchen Stellen ehr gezwungen und
gekünstelt, eine Art vulgärer Jugendjargon hinein in eine Welt voller Clichés.
Die Figuren wirken teilweise überzeichnet und scheinen
vordergründig nur durch Extreme zu bestehen, diese Wirkung wird noch durch die
Sprache unterstützt, doch beruht nicht allein darauf.
Magda die erst der Freundinnen wird indirekt durch die
Bardame Arleta eingeführt. Sie ist die Exfreundin, hübsch und zu gleich hat sie
Angst vor den Gewaltausbrüchen des Protagonisten beinahe feige erscheint sie
als ihre Freundin Arleta dem Starken gesteht Magda habe sich von ihm getrennt.
Sie war ihm untreu, will sich aus seinem Leben verabschieden, doch taucht sie
in der Handlung immer wieder auf.
Angela, die satanistisch angehauchte Jungfrau, die Tiere und
die Umwelt liebt und wohl mehr Alkohol als wirkliche Nahrung zu sich nimmt
vielleicht sogar an Anorexia nervosa leidet
bzw. sogar Steine auf ihrem Speiseplan hat und sich stets mit Selbstmordgedanken
quält, lässt sich von dem Starken zu Drogen hin verführen.Doch nicht nur Angela, sondern auch Ala wirkt wie eine
Karikatur. Sie ist das extreme Gegenbeispiel zu dem Starken, zu der Welt in der
sie lebt. Sie lehnt Alkohol, Drogen, ja sogar Sex vor der Ehe ab, trägt
orthopädische Sandalen und ist unglaublich gesundheitsbewusst.
Dorota Maslowska entwirft das Bild einer nihilistischen Jugend ohne Ziel,
ohne Ideale, die nur „Tage von Unglück“ in einer destruktiven Welt erlebt und
sich an nichts erfreuen kann, die Probleme welche das Leben in seiner Banalität
oft mit sich bringt durch Drogenkonsum zu
kompensieren sucht. Nicht nur das Weltbild dieser Generation, von
Pessimismus, Sarkasmus und vulgären Anmaßungen geprägt, tritt als Karikatur
unserer Realität auf, sondern auch das Frauenbild ist durchaus schlecht. Obwohl
die Autorin eine Frau ist degradiert sie die weiblichen Figuren indirekt, durch
den Starken, zu bloßen Objekten, die nach dem Willen des Protagonisten eigentlich
immer zum Geschlechtsakt bereit sein sollten.
In dieser Welt existiert nichts normales nur Extreme von Satansanbetern
und magersüchtigen Tierschützern mit Selbstmordgedanken bis hin zu gläubigen
Jungfrauen sowie durch Drogenmissbrach komplett physisch und psychisch
Zerstörten. So sind alle Probleme die unsere Generation durchaus hat auf ca.
200 Seiten komprimiert zusammengefasst.
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