Die Frau im Nationalsozialismus

 Gebärmaschine, Mutter und Gefolgstreue?



Menschen strömen in Massen auf die Straßen und Plätze Berlins. Hunderte junge Frauen mit blonden lockigen Haaren oder zu Zöpfen geflochten, schlanker sportlicher Gestalt, vor allem aber reinrassig, stehen am Straßenrand und bejubeln den Einzug eines einzigen Mannes. Sie tragen schlichte, weibliche Kleidung dem neuen nordischen Stil entsprechend, vollkommen natürlich und ungeschminkt. Strahlende Mütter steckwen ihrem Führer Kinder entgegen, beinahe so als hofften sie, er würde sie segnen. Blumen werden den Mächtigen des Reiches zugeworfen.

So oder so ähnlich will es die Propaganda der Zeit, in den Wochenschauen auf Film gebannt in Zeitungen gedruckt und vervielfälltigt. Diese Idealbilder der deutschen Frau drücken Einverständnis aus, Begeisterung für das Nationalsozialistische Regime. Wahr ist allerdings auch, Hitlers treueste Gefolgsleute waren Frauen. Sofern sie mit dem Regime konform gingen, arisch, deutsch, gesund und loayal waren, bot der neue Staat besonders attraktive Angebote. Hitler selbst formulierte es so: "In meinem Staat ist die Mutter die wichtigste Staatsbürgerin". Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung, ergänzte dies folgendermaßen: "Den ersten, besten und ihr gemäßesten Platz hat die Frau in der Familie, un die wunderbarste Aufgabe, die sie erfüllen kann ist die, ihrem Land und Volk Kinder zu schennken".

Von außen allerdings musste sich das neue alte Ideal von Küche und Kindern Kritik gefallen lassen. Jahre später schieb Simone de Beauvoir: "Die Mehrheit der deutschen Frauen hat sich für eine Partei der Ordnung ausgesprochen; mehrere von ihnen saßen im Reichstag. Es waren also emanzipierte Frauen, denen Hitler das napoleonische Ideal 'Küche, Kirche, Kinder wiederaufgezwungen hat. 'Die Anwesenheit der Frauen täte der Würde des Reichstages Abbruch', erklärte er. Da der Nationalsozialismus antikatholisch und antibürgerlich war, hat er der Mutter eine bevorzugte Stellung eingeräumt: den ledigen Mütter und unehelichen Kinder gewärte er Schutz und machte die Frau zu einem großen Teil von der Ehe unabhängi.

Doch was bedeutete diese neue Frauenfreundlichekeit wirklich? Für Hitler war die Emanzipation der Frau und die Ziele und die Errungenschaften der Weimarer Zeit entwertend. Allein das Wort Frauenemanzipation barg nur Schlechtes. "Von jüdischem Intellekt erfunden" trage es dazu bei die Frauen zu einem "schamlosen Inidvidualismus" aufzuhetzen und darüber vergesse die Frau ihre Pflichten als Mutter. "Echte Frauen" könnten so nur im "völktischen Staat existieren in dem sie für "Haus und Rasse" Sorge tragen und die politische Teilhabe am Staat allein ihren Männern überließen. "Der Mann ist Organisator des Lebens, die Frau seine Hilfe und sein Ausführungsorgan".

Diese Argumentation war allerdings in keinster Weise  eine Neuerfindung aus Nationalsozialistischer Zeit, vielmehr belebte Goebbels die konservativen oder konfessionellen Vorstellung wieder. Generell waren Modernisierungstendenzen erwünscht, aber auch gleichzeitig schaft attackiert. Viele plädierten für eine strege Segregation von männnlichen und weiblichen Aufgabenbereichen. Konfrontiert mit der Interessenpoltik des neuen Staates gerieten liberale Frauenorganisationen immer wieder unter Beschuss.

Neben den bereits im Kaiserreich entstandenen Frauenorganisationen waren jetzt Verbände wie 'Rotes Hakenkreuz' oder der 'Deutsche Frauenkampfbund' gegründet worden . Mit der 1931 erteilten Oder zur Aufläsung aller Gruppierungen und zu Formierung einer einheitlichen Frauenorganisation sollte eine neue Frauenpersönlichkeit herangebildet werden. Gefärbte Haare, französische Mode oder Schminke waren verpönt. Die Wandlung der Gesellschaft war vollzogen von der Revolutionären zur gleichgeschalteten, normierten allgemeinverbindlichen Massenkultur. Frauen, die den nationalsozialistischen Anforderungen nicht entsprachen, wurden sterilisiert, gefoltert, in Konzentrationslager verschleppt, ermordert. Nach dem Verbot von kommunistischen und sozialistischen Frauenorganisationen, wurden ihre Mitglieder zu Tausenden verhaftet, bürgerliche Verbände zu Loyalitätsbekundungen gezwungen und jüdische Mitglieder ausgeschlossen.

Doch wie erklärt sich die Tatsache, dass besonders Frauen eine so anti-emanzipierte Partei wählten?
Gründe hierfür finden sich nicht allein in der politischen Unerfahrenheit und Navität. Vielmehr noch sind Frauen auch Angehörige sozialer und gesellschaftlicher Schichten, erfühllen ihre Rollen als Mutter, Ehefrau, Gläubige, oder auch Berufstätige, dementsprechend gestalten sich auch ihre politischen Interessen. Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit waren nicht frauenspezifische Probleme, aber genau diese gesamtgesellschaftlichen Schwierigkeiten der Weimarar Jahre formten ihren persönlichen Erfahrungshintergrund, ihre Erwartungshaltung sowie neue politische Feindbilder.

1933 wurde die rakidikale Propaganda von geschlechterspezifischer Arebeitsteilung und das Bild der Frau als Gebärmaschine relativiert. Die Praxis sah ganz anders aus, als es das Idealbild der Wochenschau Filmchen vielleicht hatte glauben machen wollen. Ab 1933 durften Frauen der Partei beitreten, gleichwohl ihnen Frührungsämter ihnen verwehrt blieben. Auch bei der Arbeitsmarktpolitik mussten Zugeständnisse gemacht werden. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen stieg ständige an, 1939 waren es 35 von 100 Frauen, die sowohl ihren häuslichen Pflichten, als auch ihrer Erwerbsarbeit nachgingen. Dadurch entstanden allerdings auffällige Spannungen zwischen ideologischem Anspruch und tatsächlicher Frauenpolitik. Nach Beginn des Krieges, mit dem generellen Mangel an  Arbeitskräften wurden sogar Kriegsgefangene und deportierte Zivilisten zum Arbeitsdienst eingesetzt um eine möglichst starke Wirtschaft auch in Kriegszeiten zu halten.

Die Nationalsozialistische Propaganda machte keinen Hehl aus dem fanatischen Wunsch die deutsche Gesellschaft entsprechend eines neuen, rassenreinen und nordischen Idealtypus, umzugestalten. Ganz konkret wurden diese parteipolitschen Ambitionen mit der Gründung von Lebensborn und der Vernichtung von sog. unwertem Leben auf die Spitze getrieben. Arische Frauen zu Gebärmaschinen degradiert arbeiteten hier im Dienste des Reiches als Brutkästen. Hinzu kam noch die Prämierung von Müttern die durch das sog. Ehrenkreuz der Deutschen Mütter, was durch einen Festakt am Muttertag vierliehen wurde. Kinderreiche Familien wurden gefördert und gebärfreudige Mütter belohnt.Viele berufstätige Frauen identifizierten sich aber auch mit der gepredigten Ideologie des Regimes. Sie wurden Wärterinnen in Konzentrationslagern, Folterknechte, die ihren männlichen Kollgen, was Sadismus und Menschenverachtung anging, in Nichts nach.

Von der männlichen Herrscherclique 12 Jahre lang unterdrückt, müsste also der Schluss nahe liegen, dass Frauen bemitleidenswert dummm, naiv und feige gewesen sein. Doch die enorme Mobilisierung zeigt deutlich, dass der größte Teil der Zeit des Nationalsozialismus nicht zu einer Frauenhölle wurde, da für sie  der Mangel an politische Kompetenz durch die vielen Neuerungen wenig Gewichtung beigemessen wurde.

Gertrud Bäumer schrieb: "Im letzten Grund ist es vollkommen gleichgültig wie der Staat beschaffen ist in dem heute die Frage der Einordnung der Frauen besteht: ob es ein parlamentarischer, ein demokratischer oder ein faschistischer Staat ist - immer wird die Grundforderung die Gleiche zu sein den Kultureinfluss der Frau zu voller innerer Entfaltung und freier sozialer Wirksamkeit zu bringen."

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