Das Ende des Ersten Weltkrieges und die Neue Demokratie aus Weimar

Teil 1: Die Niederlange und der "Schandfrieden"


Das Jahr 1918 markiert nicht nur die militärische Niederlage der deutschen Truppen, aber gleichzeitig auch das Ende der Monarchie. Zwar gab es seitens der Deutschen von März bis Juli mehrere Versuche den Krieg an der Westfront zu entscheiden, die OHL (Oberste Heeresleitung) startete vier Großoffensiven ohne eine Entscheidung zu bringen, doch die Übermacht der Alliierten Truppen, eine allgemeine Kreigsmüdigkeit, nachlassende Kampfbereitschaft und der generell schlechte Zustand der deutschen Truppen an der Front veranlassten einen Rückzug in die sog. Siegfried Stellung. Erst am 8. August gelang es den Alliierten Truppen bei Amiens die deutschen in die Knie zu zwingen. Dieser Tag sollte als Schwarzer Tag des Deutschen Heeres in die Geschichte eingehen. Um eine militärische Niederlage und eine evl. Besetzung Deutschlands zu vermeiden wurden sofort Waffenstillstandsverhandlungen aufgenomen. So wurde die Dolchsstoßlegende geboren, im Felde sei das deutsche Heer unbsiegt gebliebe, erst die Novemberrevolution habe dem Krieg ein Ende bereitet.
Die militärischen Niederlagen führten zur Umkehrung der Durchhaltepolitik der OHL, nun war man bereit auf den 14 Punkte Plan des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson einzugehen. Allerdings waren an Wilsons Plan Forderungen nach einer grundsätzlichen Änderung der Staatsform gekoppelt, Deutschland sollte in einem Kreuzzug gegen die Monarchie demokratisch werden.Das bedeutete personelle Veränderungen an der Spitze des Staates, um eine vollständige Katasstrophe abzuwenden. Aber Kaiser Willhelm II,  weigerte sich den Forderungen nach einer demokratischen Umwälzung des deutschen Staatswesens zu beugen. Eine Reform von oben, unter dem liberalen Prinzen, Max von Baden, machte alle Pläne von Kaiser und OHL zu Nichte. Eigenmächtig erklärte er, letzte Reichskanzler des Deutschen Kaiserreiches, die Abdankung des Kaisers. Der scheidende Kaiser, den Ernst der Lage vollkommen verkennend wurde ins Exil zu seinen Verwandten in die Niederlande geschickt. Er hielt von Schose gar nichts und sah sich Zeit seines Lebens als Verratener. In dem Machtvakuum herrschten nun Anarchie und Chaos.
Am 9. November um 12 Uhr verkündet von Baden die Abdankung des Monarchen und die Übergabe seines Amteszu mindest provisorisch an Friedrich Ebert. Nur zwei Stunden später um 14.00 ruft Philipp Scheidemann eine parlamentarische Republik aus. Weitere zwei Stunden später, vier Stunden nachdem der Kaiser seinen Zug ins Exil bestiegen hatte, stand Karl Liebknecht (USPD/Spartakus) am Berliner Stadtschloss und ruft eine "freie sozialistische Republik aus".Als Mathias Erzberge von der Zentrumspartei am 11. November den Waffenstillstandsvertrag unterzeichnete, war noch nicht sicher wie sich eine neue deutsche Regierung bilden sollte.

Mit einem Mal waren drei europäische Großmächte zusammengebrochen, Österreich-Ungarn, Russland (1917) und Deutschland, alte Führungseliten (Adel und Großbürgertum) hatten an Macht und Einfluss verloen, Tausende Tote waren zu beklagen und Invalide prägten das Stadtbild, die Staatsschulden wuchsen ins Unermessliche und Inflation machte der Wirtschaft den gar aus. Alte konstitutionelle Monarchien wurden durch demokratische Regierungen abgesetzt. In allgemeiner, geheimer, unmittelbarer und gleicher Wahl wurden Volksvertreter ins Parlament geschickt, wo alle politischen Gruppierungen, durch ein Verhältniswahlrecht, Platz fanden. International hatten alle europäischen Staaten an Bedeutung verloren, die USA ging als großer Sieger des Konfliktes hervor.
Die Alliierten Staaten hatten große Schulden in Höhe von 62 Milliarden Dollar bei dem Bündnisspartner. Dies war also die Ausgangslage für die Verhandlungen zum Versailler Friedensvertrag, Verhandlungen, die zum ersten Mal ohne den Besiegten Deutschland geführt wurden. Als sich am 18. Januar 1919 die Deligierten zu Friedensverhandlungen in Verseilles trafen, waren die Sieger bis zum 16.06.1919 unter sich. Ironischerweise besaßen Ort als auch der Tag sowohl für die Deutchen als auch für die Franzosen Symbolkraft. Am 18. Januar 1881 war es nämlich, als sich nach der Niederlage des Erbfeindes Frankreich Wilhelm zum ersten Deutschen Kaiser proklamierte im Spiegelsaal von Versaillers. Fast 30 Jahre später sollte dieser schwarze Fleck in der Geschichte Frankreichs ausgelöscht werden. Die Niederlade Deutschlands war so auch symbolisch komplett, als sie an dem Ort ihres größten Triumpfes einen korsettartigen Friedensvertrag unterzeichnen mussten.
Kaiserproklamation 1881
Von den 32 Teilnehmenstaaten waren Großbritannien unter Llyod George, Frankreich unter Clémencheau und die USA unter Wilson wortführend. Während die USA sich für eine Abschaffung aller Kolonien einsetzte und ein großes Interesse and einem umfassenden Frieden in einem demokratischen Europa bekundeten, das durch die Konstruktion eines Völkerbudes zur Sicherung des brüchigen Friedes bestärken wollte, waren Frankreich und Großbritannien auf mehr Sicherheiten angewiesen. Für Großbritannien hingegen ging es darum den Status Quo zu erhalten um die Gefahr des Kommunismus aus dem Osten einzudämmen brauchte ein relativ starkes Deutschland als Bollwerk gegen die Bolschewiki. Für den franzöisischen Nachbarn ging es um Sicherheit und zum Teil wohl auch Rache für die Niederlage von 1871 und forderte hohe Summen Reparationszhlungen, die ehemals französischen Gebiete Elass-Lothringen sowie eine dauerhafte militärische und ökonomische Schwächung des Landes.
Frieden von Versailles 1919
Frankreich setzte sich durch und Deutschland musste Gebietsverluste in Elsass-Lothingen (Frankreich), Posen und Westpreußen sowie den Verlust der Kolonien hinnehmen. Des weiteren kam das Saargebiet unter Obhut des neu gegründeten Völkerbundes, wobei Frankreich das Ausbeutungsrecht der Kohle und Erzvorkommen in der Region erhielt. Die west-rheinischen Gebiete wurden für 15 Jahre von Frankreich besetzt, dannach sollte eine Volksabstimmung abgehalten werden, ob sich die Region Frankreich dauerhaft anschließt oder wieder deutsch wird. Beiderseits des Rheins wurde eine entmilitarisierte Zone eingerichtet, die Waffenproduktion  untersagt und  Österreich war es verboten sich Deutschland anzuschließen. Das ehemals stattliche Heer wurde massiv auf 100.000 Mann, Offiziere inbegriffen, reduziert. Kriegsgerät musste an die Alliierten abgegeben werden und sowohl zivile als auch militärische Luftfahrt unterbunden. Nach Art. 231 des Vertragswerkes musste Deutschland die Alleinschuld für den Ersten Weltkrieg auf sich nehmen und war somit verpflichtet die Kriegsschlulden ind Gold und Rohstofflieferungen zu zahlen.  Aus deutscher Sicht war das Vertragswerk untragbar, keine deutsche Partei wollte unterzeichen. Die Regierung Scheidemann drohte sogar mit Rückritt, doch alles war vergebens. Ein Ultimatum zwang die neue Demokratie das Machtwerk anzunehmen oder mit den Kosequenzen eine feindlichen Übernahme fertig zu werden.

Als die deutsche Delegation im Juni 1991 nach Versailles gebeten wurde, reisten sie im Glauben an, an den Verhandlungen beteiltigt zu sein.  Allerdings waren sie mit einem bereits fertigen Vertragswerk konfrontiert, dass ihnen die alleinige Schuld beimaß. In Deutschland selbst war die Entrüstung groß, man sah sich nicht als Aggressor und wertete als Reaktion auf das Attentat von Sarajewo und den Tod von Franz-Ferdinand. Hitzige Debatten wurden im neuen Reichstag geführt, der so verabscheute Art. 231 wurde sogar durch eine Kommission für eine spätere Herausnahme geprüft. Wilson's Selbstbestimmungsrecht der Völker war mit dem Vertrag von Versailles deutlich beschnitten worden, das Saarland, Danzig, das Rheinland, Elsass-Lothringen sowie Posen (Ostgebiete) und Sudetendeutschland waren nicht mehr selbstbestimmt unter den Bedigungen des Vertrages. Man sah ihn als Angriff auf die neue Demokratie und Erniedrigung des deutschen Reiches, demnach war das Machwerk inakzeptabel. Als direkte Konsequenz trat Scheidemann von seinem Amt zurück, und man verweigerte die Unterschrift auf einem derartigen Dokument, doch alle Proteste waren sinnlos. Das Ultimatum der Sieger für die neue Regierung führte schließlich zur Annahme des Schandfriedens von Versailles und Mathias Erzberger, der bereits den Waffenstillstand unterzeichnet hatte, nahm den Diktatfrieden am 29. 06 unter Druck durch Mehrheitsbeschluss im Reichstag an.

Außenpolitisch war trotz des Friedens also eine heikle Situation im außgeschlossen und isoliert in Europa. Innenpoltisch wurde die erste deutsche Republik von Unruhen und machtpolitischen Rangelein geplagt. Zwar wurde bereits am 19. Januar 1919 eine Nationalversammlung einberufen, doch war die Situation in Berlin selbst zu instabil geworden. Man sprach von brügerkriegsähnlichen Zuständen in der Hauptstadt also zog man nach Weimar. Die Arbeiter- und Soldatenräte der Novemberrevolution von 1918 waren nun in zwei Lager gespalten. MSPD setzte sich für demokratische Wahlen zu einer Nationalversammlung, eine Sozialisierung der Wirtschaft sowie die Neuordnung des Systems. Die USPD (Splitterpartei unter Hugo Haase)  hingegen wollte eine revolutionäre Umgestalltung zur Räterepublik nach kommunistischem bzw. sowjetischem Vorbild. Die Unruhen erreichten mit dem Spartakusaufstand (5.-12.01.1919) ihren Höhepunkt. Bereits an Neujahr war aus dem kämpferischen Spartakusbund die KPD hervorgegangen. Langläufig wurde die kommunistische Partei als zu radikal, eine Gefahr von Innen, angesehen, so waren Wände der Hauptstand bereits im Dezember mit Plakaten tapeziert worden, die lautstark nach dem Tod von Luxenburg und Liebknecht, den beiden Wortführern, schreien. Sie wurden beide erschossen. Zum Zeitpunkt ihres Todes war der Aufstand allerdings bereits niedergeschlagen. Ebert war ein Bündnis mit der Reichsarmee eingegangen um den Kommunismus einzudämmen (Ebert-Gröner-Bündnis). In Kriegszeiten wäre solch ein Schritt undenkbar gewesen. Das Zweckbündnis wurde seither als dunkler Fleck in der Geschichte der SPD gesehen, die Erzfeinde schleißen sich zusammen. Es gab keine Front mehr, keinen Krieg, doch wohin nun mit den Massen an heimkehrenden Soldaten, die erfolgreich den Sturz des alten Kaiserreiches eingeläutet hatten und Arbeiter- und Soldatenräte gründeten. Sie waren die Unterstützer der Spartakusbewegung. Es kam zur Zersplitterung. Der öffentliche Mordaufruf an Liebknecht und Luxemburg waren Symptome der Zeit. Freikorps bildeten sich zum Teil aus Soldaten um gegen die manigfaltigen Aufstände vorzugehen, zum Teil weil sie ihre politischen Ambititionen durchsetzen wollten. Gesponsert von Großindustriellen kommen die Frontsoldaten in die Heimat und bleiben Soldaten, geführt von ehemaligen Offizieren.

Eine Rückkehr zur Monarchie wurde weitestgehend abgelehnt also blieb nur eine demokratische Umgestaltung des Systems. Drei Viertel aller bestehenden Pareiten waren allerdings für die Wahl zur Nationalversammlung. Während Freikorps, Offizierskorps und Teile der OHL (Reichswehr) die Aufstände bekämpften wurde Friedrich Ebert zum ersten Präsidenten der noch jungen Republik. Doch wer zog in die Nationalversammlung ein?
Bereits vertreten war die Zentrumspartei (K. Trimborn), die eine brügerliche Mitte vertrat. Die christliche Volkspartei, die international agierte stellte sich für christliche Werte, soziale Gerechtigkeit und Demokratie gegen kommunistische Parteien (Spartakusbund) auf. Ihr ärgster Konkurrent war der Spartakusbund, eine kommunistisch geprägte Partei, die sich für Arbeiter und den Sozialstaat stark machte, was gleichermaßen eine Ablehnung des parlamentarischen Systems bedeutete. Die Sozialdemokraten (SPD) (H. Müller) beführworteten die Einführung des Frauenwahlrechts, und traten eine parlamentrische Demokratie, die durch Grundrechte wie Gleichheit regiert wurde. Die linksliberale DDP (Deutsche Demokratische Partei) (F. Neumann) stand gegen eine Diktatur von rechts und links (KPD, Spartakus) und trat für Arbeiter und Ausgleich ein. Die DVP (Gustav Stresemann) und DNVP (Vorsitz: Hergt)  hingegen waren rechts gerichtete Parteinen, die alte Werte, wie Militarismus, Kaisertreue, Monarchie, hochhielt und somit ebenfalls demokratische Berstrebungen im Keim zu ersticken suchte. Für sie war die Monarchie die Rettung Preußens.
Durch das Verhältniswahlrecht kam es zu großer Stimmenzersplitterung, SPD (136 Sitze), DDP (75), Zentrum (91) bildeten die Weimarer Koalition, USPD (22), DVP (19) DNVP (44), damit zogen bereits drei Parteien ein, deren Programme anti-demokratisch orientiert waren. Die erste Regierung setzte sich zusammen aus Reichskanzker Philipp Scheideman (SPD) und Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD).





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