UNiTE - Say No to Violence Against Women


Gewalt an Frauen und das Taboo der Schande

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Sexuelle Übergriffe, Gewalt gegen Frauen und Kinder, psychologische Demütigungen, der Landkreis Kronach macht keine Ausnahme. „Wir leben nicht in einer Traumwelt“; äußerte Gleichstellungsbeauftragte Margit Friedrich. Viele wüssten davon nichts oder schauten einfach weg. Dadurch werde bei den Betroffenen oft ein gewisses Schamgefühl ausgelöst. „Frauen tendieren dazu die Schuld bei sich zu suchen. In einem kleinen Landkreis wie Kronach, wo Anonymität fehlt, sind das heikle Themen, die mit Angst und Scham beladen sind“, erklärte sie. Ihre Aufgabe sei auch für solche Themen zu sensibilisieren.
„Gewalt gegen Frauen zieht sich durch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und hat viele Gesichter, sie zeigt aber immer ein Merkmal: Gewalt verletzt die Menschenwürde“; fügte sie an. Belästigungen, allgegenwärtige Verfügung über Frauen und Mädchen, Degradierung zu Gegenständen, Gewalt in der Ehe und sexueller Missbrauch, auf unterschiedlichste Art finden häusliche Aggressionen ihren Ausdruck in der Gesellschaft. Etwa jede Viertelstunde wird in Deutschland eine Frau geschlagen – oft von ihrem eigenen Mann und Einmal täglich kommt es zu einem Tötungsfall wegen Trennung.
Häusliche Gewalt durch den Ehemann werde häufig verschwiegen, da das Eingeständnis, sich und anderen gegenüber, dass die eigene Ehe nicht glücklich verläuft schwer falle, so Margit Friedrich. „Sie fühlen sich für den Zusammenhalt in der Familie verantwortlich.“
Wichtig sei jedoch die Einsicht, dass es nicht irgendwo in Deutschland, weit weg, passiert, sondern hier und überall. Im gesamten Regierungsbezirk Oberfranken sei es 2007 zu 1479 Fällen häuslicher Gewalt gekommen, äußerte Susanne Mechthold von der polizeilichen Beratungsstelle für Frauen und Kinder. „Allein 47 davon waren Körperverletzungsdelikte. Wir wissen aber, die Dunkelziffer ist bei Weitem höher. Viele Frauen schaffen es erst nach fünf bis sieben Jahren sich aus der Gewaltspirale zu befreien“, fügte sie an. „Häusliche Gewalt ist kein Einzeldelikt, sondern ein Seriendelikt. Vielleicht beginnt es mit Beleidigungen, Drohungen und steigert sich hin bis zur Körperverletzung und sexuellen Übergriffen.“ Zu Beginn sei es oft so, dass Frauen glauben es würde besser, meinte Margit Friedrich. „Sie arrangieren sich damit.“ Die Gewaltspirale drehe sich aber immer weiter und schneller. Die Übergriffe würden sich häufen und wiederholen.
Speziell Gewalt gegen Frauen scheint noch zur Normalität zu gehören.
Opfer fühlten sich oft schuldig, tabuisieren und verdrängen das Geschehene, fügte Kriminalhauptkomisarin Mechthold hinzu. „Selten suchen Frauen von außen Hilfe. Sie schaffen es nicht von sich aus um Hilfe zu bitten.“ Frauen mit Mirgrationshintergrund mit anderen religiösen Wertvorstellungen würden deutlich weniger, nur in extremen Notfällen den Kontakt zu ihr suchen, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte.
Frauen werden von ihren Lebensgefährten eingeschüchtert, bedroht, getreten und mit Messern traktiert. In einigen Gerichtsverhandlungen wurden erst in diesem Jahr eine Urteil gesprochen. Die Lebensgefährtin oder Ehefrau ist oft verängstigt und sagt als Zeugin nicht mehr vor Gericht gegen ihren Peiniger aus.
Ist bereits eine Gewöhnung an Gewalttaten eingetreten? Kann unsere Gesellschaft Frauen nicht mehr differenzieren zwischen Werbeobjekt und menschlichem Wesen? Die Degradierung beginnt schon in den Medien, die Frau als Objekt, an der man Besitzrechte beanspruchen kann.Kleine Mädchen wachsen mit Bildern von extrem schlanken Mädchen in kurzen Röcken knappen Oberteilen und dicke Schichten von Make-up auf. Ihnen wird von klein auf probagiert, nur wenn ihr auch so ausseht, euch so gebt, könnt ihr heute erfolgreich sein.
Unser Frauenbild wird von den Medien verzerrt, verbogen und verfälscht. Denn ob aller Anstrengungen, die oft genug in Extremen, wie Anorexie oder Bulimie, ausarten, gibt es keine Perfektion. Nicht einmal einer von außen glücklich wirkenden Ehe. Der Beobachter gewinnt nur eine Momentaufnahme.
Die Gefahr selbst ins alte Rollenverhalten zurückzufallen bestehe immer, meinte Margit Friedrich. Frauen haben in ihren Qualifikationen aufgeholt und sind oft sogar besser qualifiziert als ihre männlichen Kollegen, pragmatisch, stresserprobt und selbstbewusst. Eigenschaften, wie Flexibilität und Multitasking-Fähigkeit, die als „typisch weiblich“ eingestuft werden, sind besonders gefragt. Die Emanzipation hat manche Männer verunsichert und in Bedrängnis gebracht. Aber kann man wirklich von einer Krise sprechen? Beinahe wie ein roter Faden schlängelt sich das Leitmotiv der „neuen, männlichen Schwäche“ und der „weiblichen Übermacht“ durch die Medien. Paradox ist allerdings an diesen Verlautbarungen, die gleichzeitige Degradierung der Frauen zum bloßen Objekt. Scheinbar ist das Geschlechterverhältnis gestört.
„Wahre“ Gleichberechtigung ist auch im 21. Jahrhundert noch nicht erreicht, aber heute ist es keine ferne Utopie mehr. Frauen, die sich nicht angepasst haben, darunter große Namen wie Hedwig Dohm und LouiseOtto-Peters, nutzten ihre Gelegenheiten, sodass der „modernen“ Frau sämtliche Handlungsfelder erschlossen sind und sie Freiheiten genießen kann, von denen ihre Groß- und Urgroßmütter noch nicht einmal träumen konnten. „Es hat sich viel getan, aber es gibt noch viel mehr zu tun“, schloss Gleichstellungsbeauftragte Margit Friedrich.                                               UNiTE To end Violence against Women: http://www.un.org/en/women/endviolence/orangeday.shtml

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